1977-2016 40 Jahre „Grünkohlessen der 2. Kompanie“
Vorab zum Entstehen einer Tradition ein Blick über 40 Jahre zurück. Der damalige Hauptmann der 2. Kompanie, Heinrich Plinke, trat 1970 zurück, nachdem er 3-mal (1959, 1963 u.1967) Kommandeur des Neustädter Schützenbataillons war. Er wurde, weil er alle Voraussetzungen nach dem Reglement erfüllt hatte, vom Neustädter Schützenoffizier-Corps zum Ehrenhauptmann ernannt.
Sein Nachfolger als neuer Hauptmann der 2. Kompanie wurde nun Robert Kemmerich sen.
In den 70er Jahren ging die Beteiligung an den Aus- u. Einmärschen beim Neustädter Schützenfest merklich zurück. Ein von der Neustädter Schützengesellschaft 1978 in Auftrag gegebenes Gutachten reichte aber im Ergebnis leider nicht aus, hieraus die erhofften nötigen Schritte zur Abhilfe dieser Entwicklung herbeizuführen. Jeder Hauptmann der 4 Kompanien war mit seiner Führungsgruppe (Leutnant, ggf. Fähnrich, ggf. Stabshauptmann, Kompanie-Vertreter, Fahnengruppen) jeder auf seine Art gefordert und bemüht, hier verbessernd und ideenreich einzugreifen, um das zu ändern und wieder Interesse am Mitmachen zu wecken, so auch die 2. Kompanie.
Die 2. Kompanie war in der glücklichen Lage und nutzte diese Voraussetzungen, selbstständige Schlachter, Bäcker und einen Gastwirt in ihren Reihen zu haben. Hungern und verdursten brauchte deshalb niemand in der 2. Kompanie.
Schließlich kam es zu einer glorreichen Idee: Ehrenhauptmann Heinrich Plinke spendierte großzügigerweise für alle Marschierer der 2. Kompanie die gute harte Mettwurst, Hauptmann Robert Kemmerich das Brot mit Butter zum Verzehr nach den Ausmärschen beim Kompanie-Biertrinken. Diese noblen Spenden waren immer so reichlich bemessen, dass sie nicht aufgegessen werden konnten, man schaffte es einfach nicht.
Die logische Folge daraus war nun folgende Überlegung: Es muss eine Möglichkeit gefunden werden, sich nach dem Schützenfest nochmals zu „versammeln“, um die Reste der Mettwurst mit „etwas“ zu trinken verzehren zu können. Gesagt, getan.
Über die Örtlichkeit für diese Veranstaltung selbst brauchte nicht groß nachgedacht zu werden. Man hatte ja mit Lt. Jochen Bruns einen Schützenoffizier in den eigenen Reihen, der mit seiner Frau Heidrun die Gaststätte „Leinestübchen“ in der Mittelstraße Nr.7 seit Jahren mit Erfolg betrieb.
Dieses nun so genannte „Wurstessen der 2. Kompanie“ entwickelte sich dann ganz schnell zu einer festen Einrichtung nach dem Schützenfest.
Die Nachfrage zur Teilnahme war ein so genannter Selbstläufer.
Darauf hat man seitens der Kompanieführung folgerichtig reagiert. Jetzt wollte man mehr. Hauptmann Robert Kemmerich verpflichtete die Kompanievertreter Erwin Hübner und Willi Zöllner und die Fahnengruppen dazu, sich zukünftig immer um die Organisation und Durchführung dieser „Nachveranstaltung“ zum Schützenfest zu kümmern.
Kompanievertreter Willi Zöllner erklärte sich 1976 bereit, in seinem Garten Grünkohl anzubauen und diesen für ein dementsprechendes warmes Essen zur Verfügung zu stellen. Das 1. „Grünkohlessen der 2. Kompanie“ (so wie es nun fortan bis heute heißt) mit Willi Zöllners Grünkohl fand am 19.11.1977 im „Leinestübchen“ statt und war ein voller Erfolg. Auch der Termin dieser Veranstaltung war wohl überlegt, und zwar immer der Samstagabend vor Totensonntag im November (das ist auch heute noch so). Jeder Teilnehmer sollte immer die Möglichkeit haben, noch vor Mitternacht zuhause schlafen gehen zu können. In den Folgejahren zelebrierte man dieses Essen bis einschließlich 1982 insges. 6-mal im „Leinestübchen“. Die Nachfrage stieg aber so sehr an, dass man sich entschloss, ab 1983 die Leinepark-Klause im FZZ zu nutzen. Erika Liever, die Wirtin der Leinepark-Klause, bekochte und bediente uns mit ihrem Küchen-Team immer in hervorragender Weise. Auch die Klause wurde nach 2-maliger Inanspruchnahme 1983 und 1984 wegen der großen Teilnehmerzahl zu klein, man konnte nicht mehr alle Anmeldungen berücksichtigen. Mit über 100 Teilnehmern musste man deshalb 1985 erstmals in den Bürgersaal des FZZ ausweichen. Dort war es dann angemessen groß genug, und es erwies sich als eine richtige Entscheidung.
Kompanievertreter Willi Zöllner fertigte 1985 erstmals eine Grünkohlkrone an, die Dr. Otto Jursch, als Sieger eines kompanieinternen Wettbewerbs, überreicht wurde. Damit hatte nun das Grünkohlessen auch etwas „Royales“ zu bieten.
Das 10. Grünkohlessen 1986 fand dann erstmals im Beisein des Musikvereins Berggarten aus Otternhagen unter der Leitung von Frau von Bestenbostel statt. Es war deren „Übungsabend“, also eine Doppelbelegung des Bürgersaales. Das hat die Teilnehmer des Grünkohlessens in keinster Weise gestört. Die musikalische Begleitung wurde dankbar hingenommen und immer wieder mit reichlich Applaus bedacht.
Die Folgejahre bis einschl. 1994 war das Grünkohlessen insgesamt 10-mal im Bürgersaal immer erfolgreich gut besucht. Das auch nicht nur wegen der guten Bewirtung durch die Leinepark-Klause mit Erika Liever und ihren Team, der guten Stimmung unter allen Teilnehmern und natürlich auch wegen der nicht störenden Musik bei den „Übungsabenden“ des Musikverein Berggarten mit ihren Dirigenten (u.a. Dieter Altmann und Wilhelm Wesemann) und nicht zuletzt insbesondere wegen dem immer wieder gut schmeckenden Grünkohl von Willi Zöllner. Hier nicht unerwähnt bleiben sollte, dass der gesamte von Willi Zöllner geerntete Grünkohl, immer wieder von einigen Frauen der Kompanieführungsgruppe – hier u.a. von Henny Nülle-Zöllner, Ulla Weber, Ingeborg Müller, Karin Meyer, Iris Köster, Cornelia Zache,……- im Keller von Willi und Henny Nülle-Zöllner in geselliger Runde zur Weiterverarbeitung vorbereitet (gesäubert, gezupft etc.), wurde.
Am 07. Okt. 1994 wurde das 1967 erbaute Schützenhaus inkl. Grundstück mit Schießbahn und Deckung von der Neustädter Schützengesellschaft käuflich erworben. Bisherige Eigentümer dieser Liegenschaft waren früher die Neustädter Weideinteressenten und danach die Stadt Neustadt a. Rbge.
Seit Oktober 1993 bis Ende 2015 wurde das Neustädter Schützenhaus 22 Jahre vom Ehepaar Annerose und Andreas Uszakiewiecz bewirtschaftet. „Anne“, wie sie anerkennend und liebevoll genannt wurde, war bis Ende 2015 die langjährige und von allen anerkannte und respektierte Pächterin des Objekts und bewirtete uns in all den Jahren immer hervorragend. Seit 2016 ist die neue Pächterin die „Wohlgemut Event GmbH“ mit Frau Beate Ripperger in leitender Funktion. Das von ihr am 19. November 2016 zubereitete und servierte „40. Grünkohlessen der 2. Kompanie“ hat alle Erwartungen voll und ganz erfüllt!
Nachdem die Bewirtschaftung der Leinepark-Klause im FZZ eingestellt wurde, war es erforderlich, das Grünkohlessen an anderer Stelle stattfinden zu lassen.
Was lag da näher als den Saal im jetzt der Neustädter Schützengesellschaft gehörenden Schützenhaus für diese Traditionsveranstaltung zukünftig zu nutzen. Ab 1995 bis 2016 fand das 19. bis 40. Grünkohlessen 22-mal im Schützenhaus im bisher üblichen Rahmen statt. Wegen der begrenzten Möglichkeiten – Größe des Saales – leider nicht mehr mit der Live-Musik durch die Blaskapelle aus Otternhagen (diese Musiker waren 9-mal bis einschließlich 1994 im Bürgersaal des FZZ dabei). Dafür beehren uns jetzt unsere „Hauskapelle“, die „Paradegarde“, immer mit einem stimmungsvollen Ständchen.
Zusammenfassend hier nochmals die Organisation und der derzeitige Rahmen zum Thema:
Einladungen und Programmgestaltung durch die Kompanie-Vertreter und Fahnengruppen,
Begrüßung der Gäste -zuweilen auch Getränkespende- durch den jeweils amtierenden Hauptmann,
sich dankbar erinnern an das Sähen, Ernten und Spenden des Grünkohls, aber nach wie vor – Anfertigung der jährlich immer frischen Grünkohlkrone durch Ehren-Kompanievertreter Willi Zöllner,
Zubereiten und servieren eines schmackhaften Grünkohls mit allen dafür erforderlichen Beilagen und Zutaten durch des fachkundige und freundliche Schützenhaus-Team,
servieren eines vom Hauptmann der 2. Kompanie gespendeten kalten „Dessert in flüssiger Form“ und immer wieder zufriedene und fröhliche Teilnehmer und Gäste.
Hauptleute der 2. Kompanie in den vergangenen über 40 Jahren waren:
EHptm Ernst Behrens von 1949-1958; 2x Kommandeur 1951 u. 1955
EHptm Heinrich Plinke von 1958-1969; 3x Kommandeur 1959, 1963 u. 1967
EHptm Robert Kemmerich von 1969-1984; 4x Kommandeur 1971, 1975, 1979, 1983
EHptm Dankwart Müller von 1984-1996; 3x Kommandeur 1987, 1991 u. 1995
EHptm Ulrich Temps von 1996-2006; 2x Kommandeur 1999 u. 2003
EHptm Heiner Plinke von 2006-2016; 3x Kommandeur 2007, 2011 u. 2015
Ulf Hasselbring-Hibbe war vom 13.02.-22.04.2016 Hptm der 2.Kompanie und trat in dieser Funktion nach nur 70 Tagen aus persönlichen Gründen zurück.
Ab 2016 ist Lars Hetebrügge amtierender Hauptmann der 2. Kompanie.
Ihm persönlich und seiner Führungsgruppe möge auch weiterhin viel Erfolg und Anerkennung zuteil werden.
Mögen der jetzige Hauptmann und alle nachfolgenden Hauptleute der 2. Kompanie den Teilnehmern dieser Traditionsveranstaltung „Grünkohlessen der 2. Kompanie“ noch sehr lange und oft die obligatorische Frage stellen können – „Haben sie nun alle Kohl-Dampf ?“ – Wird diese Frage mit einem lauten „Ja“ und tosendem „Applaus“ beantwortet, dann soll die „Schlacht an den dampfenden Terrinen“ noch lange Fortbestand haben.
Das wünscht ihnen allen sehr
ihr Dankwart Müller
01. Mai 2017